Bedeutende Neuzugänge im Marktarchiv Zusmarshausen
Kürzlich übergab Dieter Cramer aus Zusmarshausen geradezu einen Sensationsfund an das Marktarchiv Zusmarshausen. Unter verschiedenen historischen Karten und Ortsansichten befand sich ein Blatt der „Charte von Schwaben“, einer privaten topographischen Landesaufnahme, die von 1798 bis 1828 im Verlag Georg Cotta in Tübingen erschien. Darüber hinaus bereichern nun zwei Jahresrechnungen der Adelmann‘schen Kornstiftung aus den Jahren 1777/1778 und 1779/1780 die Bestände. Der Augsburger Domherr Konrad Adelmann von Adelmannsfelden hatte 1550 für arme Mitmenschen 400 Goldgulden zum Ankauf von Roggen gestiftet. Die Stiftung wuchs bis 1800 auf über 8.000 Gulden an und gab in Notzeiten, z.B. nach Missernten, das Getreide bzw. später Geldzuwendungen an Bedürftige ab. „Die beiden Rechnungsbücher ergänzen die vorhandenen Jahrgänge“, freute sich Archivarin Angela Schlenkrich. Im Marktarchiv liegen die Jahrgänge von 1705 bis 1924 vor, allerdings fehlen einzelne Jahre.
Ein vom Anschein her unscheinbares, abgegriffenes Büchlein ließ Bürgermeister Bernhard Uhl staunen. Die Jahreszahl 1665 auf dem Einband deutete schon darauf hin, dass es sich um etwas Besonderes handelt, und zwar ein „Jahrtag Buch“ des Zusmarshauser Pfarrers, der hier in einer Art Agenda festhielt, welche Jahrtage und Seelmessen jeden Monat zu lesen waren. Bürgermeister Uhl bedankte sich bei Dieter Cramer, dass dieses historisch wertvolle Buch nun das Marktarchiv bereichert. „Ich kann nur alle Bürgerinnen und Bürger bitten, historische Unterlagen, Fotos oder Pläne nicht wegzuwerfen, sondern unserem Archiv anzubieten“, lautete daher sein Wunsch.
Bei einer ersten Durchsicht finden sich noch heute bekannte Familiennamen. So stiftete 1604 für den April Alexander Weldishofer für sich, seine beiden Ehefrauen Anna und Agnes sowie seine Eltern und Kinder „zum ewigen Gedächtnis“ einen Jahrtag. Für den 28. Mai erscheint ab 1617 Georg Hafner von Vallried. Das Jahr endete im Dezember mit dem deutschen Humanisten Jakob Heinrichmann, der erst 1661 in Augsburg verstorben war. Heinrichmann hatte in Tübingen Rechtswissenschaft und Philosophie studiert. Neben verschiedenen anderen Ämtern stand er im Dienst des Augsburger Bischofs Heinrich IV. von Lichtenau und war ab 1521 Inhaber der Pfarrstelle von Zusmarshausen.