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Kulturkreis: Verwaltet.Vergast.Vergessen – Vortrag zur sog. "Aktion T4"

09. 12. 2024

Es geschah mitten unter uns: die Ermordung von Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen während der Zeit des Nationalsozialismus. Der Historiker Dr. Josef Merkl von der Stiftung St. Johannes in Schweinspoint und Kathrin Bauer von der Gedenkstätte Schloss Grafeneck stellten am 19.11.2024 im Pfarrheim St. Hildegundis die Ergebnisse ihrer Forschungen vor.

Im württembergischen Grafeneck wurde im Oktober 1939 ein Behindertenheim im Schloss beschlagnahmt, um hier für Südwestdeutschland die sog. Aktion T4 durchzuführen. Der Zeitpunkt war nicht zufällig, denn zu Beginn des Zweiten Weltkrieges sollten Ärzte und Pflegekräfte für verwundete Soldaten zur Verfügung stehen. Von Januar bis Dezember 1940 wurden allein in Grafeneck in einer Gaskammer über 10.600 Menschen getötet. Diese stammten auch von der Stiftung St. Johannes in Marxheim-Schweinspoint, wo die Barmherzigen Brüder 1860 im Schloss Schweinspoint einen Ort für Menschen mit Behinderung und psychischen Erkrankungen eingerichtet hatten. Der Weg führte in unauffälligen Postbussen zum Teil über Günzburg nach Grafeneck.

Dr. Josef Merkl erforscht als Archivar der Stiftung St. Johannes die Schicksale der Menschen aus Schweinspoint. Aus dem westlichen Landkreis Augsburg sind u.a. bekannt Hermann Altstetter aus Dinkelscherben, Ludwig Heinle aus Violau, Peter Aschbacher aus Thierhaupten und aus dem Zusmarshauser Ortsteil Streitheim Michael L. (auf Wunsch der Familie anonymisiert). Auf Grundlage der Krankenakte im Bundesarchiv und Unterlagen unter anderem aus dem Gemeindearchiv Zusmarshausen rekonstruierte der Historiker dessen Schicksal, das über Günzburg nach Grafeneck führte. Besonders nahe ging ein Brief des damaligen Streitheimer Bürgermeisters, der den Wunsch von Michael L. um einen Urlaub in seinem Heimatort am 1. August 1934 abschlug und zu bedenken gab, ob Michael nicht sterilisiert werden müsse.

Das Programm T4 endete 1941 aufgrund von Beschwerden aus der Bevölkerung und dem Protest der katholischen Kirche. So predigte der Bischof von Münster, Clemens August von Galen, offen gegen die Morde: „Wenn man den Grundsatz aufstellt und anwendet, dass man den ‚unproduktiven‘ Menschen töten darf, dann wehe uns allen, wenn wir alt und altersschwach werden.“ Vor allem aber endete das Programm, weil die gesetzten Ziele mehr als erfüllt worden waren.

Abschließend ging Kathrin Bauer auf die Frage nach den Täterinnen und Tätern ein, die oft Karriere machten in der NS-Tötungsmaschinerie. Nach Kriegsende wurde eine der Krankenschwestern aus Grafeneck trotz 2.000-fachen Mordes begnadigt. Ein Arzt lebte zunächst im Ausland und dann unbehelligt im Nachkriegsdeutschland, bis er für einen Jagdschein ein polizeiliches Führungszeugnis beantragte. Er wurde angeklagt wegen 15.000-fachen Mordes – in Grafeneck hatte er persönlich die Gaskammer bedient –, wurde dann aber als verhandlungs­unfähig angesehen.

Gegen das Vergessen erinnert in Schweinspoint seit 2011 eine Skulptur des Bildhauers Günter Lang im Innenhof und in Grafeneck eine offene Kapelle und ein Dokumentationszentrum. Die Stiftung St. Johannes bietet heute an mehreren Standorten fast 1.000 Wohn- und Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung und psychischen Erkrankungen.

Die Vorträge wurden musikalisch begleitet von Jana Böck (Violine) und Amelie Mayr (Klarinette).

 

Bild zur Meldung: Historiker Dr. Josef Merkl (stehend) von der Stiftung St. Johannes in Schweinspoint und Kathrin Bauer (sitzend) von der Gedenkstätte Schloss Grafeneck / Fotograf: Markt Zusmarshausen

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