Ausbau der Bahnstrecke zwischen Ulm und Augsburg

14. 09. 2021

Seit über 160 Jahren besteht die Bahnstrecke zwischen Ulm und Augsburg. Sie ist mit ihren 85 Km ein wichtiger Teil der Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitstrasse zwischen Paris und Bratislava/Budapest, welche die Magistrale für Europa bildet.

Um die Fern-, Nah- und Güterverkehrszeiten zu reduzieren, hat die Bundesregierung in der Beschlussfassung vom 03. August 2016 im „Bundesverkehrswegeplan 2030“ (BVWP) den Ausbau- bzw. Neubau der Strecke zwischen Ulm und Augsburg beschlossen.

Der Bund sieht eine Ausbau- bzw. Neubaustrecke, mit einer maximalen Geschwindigkeit von 300 Km/h vor. Der Bahnhof Günzburg wird dabei weiterhin an das Fernverkehrsnetz angebunden sein. Dennoch gibt es noch keine Vorfestlegungen für den zukünftigen Streckenverlauf. Die präzise Planung erfolgt im Austausch mit der Öffentlichkeit.

Ziel ist es die Reisedauer des Fernverkehrs von 38 - 43 Minuten auf 26 Minuten zu reduzieren, wobei stündlich eine Fernverkehrsanbindung nach Günzburg in jede Richtung, mit einer neuen Fahrzeit von 40 Minuten, bestehen bleibt. Durch die Zeiteinsparung innerhalb des Abschnitts zwischen Ulm und Augsburg, werden künftig auch die Anbindungen von Ulm nach München und von Augsburg in Richtung Stuttgart profitieren.

Bei der Umsetzung werden die Prinzipien der Technik, der Wirtschaft und der Umwelt gewahrt. Technische Grundsätze beschreiben eine schrittweise Geschwindigkeitssteigerung bei Bahnhofsausfahrten. Ab einer erreichten Geschwindigkeit von 300 km/h muss es einen Radius von mindestens 4000 Meter geben. Nach einer Strecke von 20 Km ist ein 1,8 Km langes Überholungsgleis pro Trasse notwendig. Dieses darf nicht an einem Gefälle, einer Steigung, einem Tunnel, einer Brück oder einer Kurve errichtet werden. Aus wirtschaftlicher Sicht ist es wichtig, dass wenig Bauwerke einbezogen, die Bebauung in Wohn- und Gewerbegebieten vermieden und die Streckenlänge optimiert werden. Aufgrund von umweltfachlichen Faktoren soll das Erreichen von verschiedenen Verkehrsträgern gebündelt und der Flächenverbrauch gering sein. Ziel ist es, dass möglichst wenig unwirtschaftliche Restflächen entstehen und Schutzgüter beachtet werden.

Um die Grundsätze umsetzen zu können, wurde zunächst eine Raumwiderstandskarte in einem 500 m breiten Trassierungsraum ermittelt. Als Raumwiderstand werden Schutzgüter, wie die menschliche Gesundheit, biologische Vielfalt, Wasser, Boden, Landschaft und das Klima, bezeichnet. Je höher der Widerstand desto schwieriger ist die Umsetzung einer Bahnstrecke an dieser Stelle. Die 500 m breiten Trassierungsräume werden durch eine Feintrassierung auf ca. 20 m breite Linienkorridore beschränkt. Je nach Lage werden die 20 m variieren. Die Linienkorridore müssen eine Umsetzbarkeit der Trasse vorweisen und das Aus- und Einfädeln an den bestehenden Stecken gewährleisten. Nach 20 Km muss es ein Überholungsgleis geben. Dabei sollen sehr hohe Raumwiderstände vermieden werden.

Um die Kriterien der Linienkorridore zu beachten, werden ungeeignete Linienkorridore nicht weiter untersucht.

Laut dem aktuellen Stand vom 21.07.2021 gibt es vier Trassierungsräume, welche sich an den Verbindungspunkten miteinander kombinieren lassen. Daher entstehen nun 12 Möglichkeiten für eine gute Trasse.

 

 

Planungen zum Bahnausbau

 

 

Drei der vier Trassierungsvarianten betreffen die Marktgemeinde Zusmarshausen bzw. seine Gemarkungen massiv.

Die Kombination der Strecken violett und türkis, violett und grün wie auch türkis und grün sind möglich. Ein Trassenversuch (türkis) verläuft an der BAB A8 bei Zusmarshausen bzw. Streitheim. An manchen Kombinationen tritt die Problematik einer Höchstgeschwindigkeitsbegrenzung von 250 Km/h und. Komforteinschränkungen auf.

Des Weiteren werden geotechnische Voruntersuchungen vorgenommen. Dabei handelt es sich um die erste Einschätzung des vorliegenden Baugrunds je Trassierungsraum.  Zwischen Januar und März 2022 werden insgesamt 24 Bohrungen, 15 Grundwassermessstellen und 29 Kleinrammbohrungen an bereits festgelegten Stellen durchgeführt. Davon betreffen knapp 10 Bohrungen die Marktgemeinde Zusmarshausen und seine Ortsteile.

Die 20 m breiten Trassen werden zur Durchführung des Raumordnungsverfahrens (ROV) Anfang 2023 an die Regierung von Schwaben übergeben. Anschließend wird eine Auswahl der Vorschlagsvariante unter der Berücksichtigung der Ergebnisse getroffen. Die Auswertung übernimmt die DB Netz AG.

Nach diesem Prozess ist Schritt 2, die Vorplaungsphase, abgeschlossen. Daraufhin wird die Angelegenheit im Jahr 2024 zur Beschlussfassung dem Deutschen Bundestag vorgelegt.

Am 03.02.2020 hat bereits der Marktgemeinderat in einer öffentlichen Sitzung, in Neusäß, folgendes zum Top 2 „Verabschiedung einer Resolution zum Ausbau der 3. Gleise zwischen Augsburg und Dinkelscherben“ beschlossen:

 

Beschluss:

Der Marktgemeinderat Zusmarshausen fasst zur geplanten Maßnahme Aus- und Neubau der Bahnlinie Ulm – Augsburg, die im Bundesverkehrswegeplan 2030 in den vordringlichen Bedarf aufgenommen ist, folgenden Beschluss:
 

1.       Der Markt Zusmarshausen besteht ausdrücklich auf einer schnellstmöglichen Umsetzung der zentralen Forderung, dass im Rahmen des Neubaus und Ausbaus der Bahnstrecke Augsburg – Ulm der im Bundesverkehrswegeplan 2030 festgelegte Bau eines dritten und ggf. – wo nötig – vierten Gleises zwischen Dinkelscherben und Augsburg realisiert wird.

 

2.       Mit dem Bau des dritten und ggf. – wo nötig – vierten Gleises wird mindestens ein Viertelstundentakt eingeführt und der Schienenpersonennahverkehr in der Region erheblich verbessert.
 

3.       Mit dem Bau des dritten und ggf. – wo nötig – vierten Gleises werden pünktlichere und zuverlässigere Verbindungen in Bayerisch Schwaben durch Auflösung von Engpässen sowie Reduzierung von Störungen und Verspätungen geschaffen.
 

4.       Kürzere Fahrtzeiten für die Region sorgen für eine zusätzliche Attraktivität des Nahverkehrs durch Erhöhung der Geschwindigkeiten und Verkürzung der Gesamtstrecke.
 

5.       Durch die Schaffung neuer freier Kapazitäten auf der bisher überlasteten Strecke durch den Bau des dritten und ggf. – wo nötig – vierten Gleises können mehr Verbindungen in Nah- und Fernverkehr realisiert werden.
 

6.       Die Ertüchtigung der Bahnsteige und der Bahnhöfe sowie der barrierefreie Ausbau von Bahnhöfen schafft mehr Mobilität und verbessert die Teilhabe von älteren oder in der Mobilität eingeschränkten Menschen.
 

7.       Durch Verlagerung von zusätzlichem Verkehr von der Straße auf die klimafreundliche Schiene wird auch dem Umweltschutz in der Region Rechnung getragen.
 

8.       Mit dem Bau des dritten und ggf. – wo nötig – vierten Gleises im Bereich zwischen Dinkelscherben und Augsburg wird auch eine schnellstmögliche Umsetzung des wichtigen Bahnprojektes gewährleistet.
 

9.       Im Rahmen der Realisierung der Maßnahme soll auch die reine Fahrzeit zur Erhaltung des Deutschlandtaktes reduziert werden.
 

10.   Analog wird außerdem auch der im Bundesverkehrswegeplan in den vordringlichen Bedarf aufgenommene Bau des dritten Gleises von Augsburg in Richtung Donauwörth gefordert. 

Abstimmungsergebnis: Ja 9 / Nein 4

 

Damit die Öffentlichkeit in der Marktgemeinde Zusmarshausen ihre Ansichten zum Infrastrukturausbau mitteilen kann, gab es bereits eine Bürgerversammlung und mehrere Bürgertalks. Dabei informierte Erster Bürgermeister Bernhard Uhl über die möglichen Streckenvariationen und Umsetzungsmöglichkeiten. Er klärte Unklarheiten auf und nahm dankend Fragen, Anregungen und Ideen entgegen. Ihm ist es wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger ihre Meinung sagen und bei Entscheidungen mitwirken können. „Wir müssen als Kommune an einem Strang ziehen“ betonte er bei einem Bürgertalk. Sein Anliegen ist es, dass die bestmögliche Trassenvariation, für unsere Marktgemeinde, umgesetzt wird, mit welcher die überwiegende Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger einverstanden ist. Daher wird es weitere Bürgerversammlungen bzw. Bürgertalks geben, sobald es wichtige Neuigkeiten und somit einen neuen Informationstand gibt. Voraussichtlich wird am Montag, den 18. Oktober 2021 eine weitere Bürgerversammlung stattfinden. Mitteilungen werden über den Marktboten und auch über die Zusmarshausen App erfolgen.

Um die Öffentlichkeit über den aktuellen Stand zu informieren, gibt es seit Mai 2021 die Möglichkeit, vier Mal im Jahr einen Newsletter zu erhalten. Dieser wird im Marktboten wörtlich abgedruckt werden. Des Weiteren informiert auch die Deutsche Bahn AG auf ihrer Homepage: https://www.ulm-augsburg.de/aktueller-stand.html.